Unser alter Saab 9-3 hegte schon lange den Wunsch noch einmal in seine Heimat zu fahren. Meine Frau und ich gaben dem Drängen nach und erfüllen dem alten Knaben den Wunsch.
Etappe 1 Bern - Hamburg
Die 900 km schaffen wir in 9 Stunden. Tipp: Lange Fahrten auf Autobahnen an einem Samstag oder Sonntag planen. Es sind weniger Lastwagen unterwegs und in der Regel fliesst der Verkehr.
Wir gönnen dem Saab und uns einen Ruhetag. Eigentlich wollten wir ein Konzert in der Elbphilharmonie besuchen. Die 2'100 Plätze werden jeweils ausgelost. Wir hatten kein Losglück und besichtigen das Foyer. Die Diskrepanz zwischen dem kleinen Theater meiner Heimatstadt Biel und der, in allen Belangen gigantischen "Elphi", beeindruckt mich.
Das 14mm Sigma spielt erstmals seine Stärke aus.
Etappe 2 Hamburg - Grena (DK) - Varberg (SE) - Göteborg (SE)
Kurz vor unserer Reise teilt die Schifffahrtsgesellschaft "Stena Line" mit, dass unsere Buchung von Kiel nach Göteborg gecancelt wird, da die Fähre in der Werft sei. Wir entscheiden uns nun für die Überfahrt von Grenaa in Dänemark nach Varberg in Schweden.
Bei der Abfahrt in Hamburg versinkt die Hansestadt im Schnee. Der Elbtunnel ist gesperrt. Dank einer Zeitreserve erreichen wir punktgenau die Fähre.
Das Essen schmeckt mir. Die See ist rauh. Das Essen will wieder raus. Aber nach 4.5 Std. Überfahrt ist es geschafft. Der Saab hat heimischen Boden unter den Reifen.
Schweden ist ein Schengen Land. Die Pässe werden uns abgenommen und nach 30 Min. kommentarlos zurückgegeben.
Etappe 3 Göteborg (SE) - Oslo (NO)
Frederic betreibt in Göteborg in dritter Generation die spezialisierte Garage NDF für Pneuhandel und -wechsel. Standardmässig erhält der Saab Spikespneus.
Das Fahren mit Spikes erinnert mich an Märsche im Militär mit Nagelschuhen. Über Bäckeforst geht es Richtung Oslo. Wir kommen in den tiefen Winter.
Etappe 4 Oslo - Trondheim
500 km liegen vor uns. Der Saab schafft das problemlos. Neben der imposanten Landschaft fällt mir auf, wie viele Tesla hier unterwegs sind.
Überall wird auf Verkehrsschilder vor Elchen gewarnt. Wir begegnen dem einzigen Elch auf unserer Reise.
Etappe 5 Trondheim - Stamsund
Das Morgenessen wird uns im Hotel in Trondheim von aussen an die Zimmertüre gehängt. Die Packung gleicht eher einem Notvorrat. Kaffee??? Aber lassen wir das...
Am Hafen von Trondheim übergeben wir den Saabschlüssel einem Mitarbeiter der Hurtigruten. Der Saab verschwindet danach im Bauch der "Nordnorge". Am Mittag legen wir mit Ziel Stamsund ab. 31 Stunden sind wir auf See und geniessen. Lofoten, wir kommen.
Etappe 6 Stamsund - Leknes
Nach über 30 Std. auf dem Schiff legen wir in Stamsund an. In der Nähe von Leknes beziehen wir für eine Woche ein Haus am Meer.
Spikes am Fahrzeug und an den Schuhen bewähren sich.
Das Licht zum Fotografieren ist mehr als "gut Licht".
Ausflüge nach Reine, an die Strände von Utaklev, Myrland und Flakstad stehen auf dem Programm. Auch die Jagd......
...nach Nordlichtern fehlt nicht.
Etappe 7 Leknes - Svolvaer
Nach sieben Tagen verlassen wir Leknes. Für die 70 km nach Svolvaer nehmen wir uns Zeit und machen einen Abstecher ins Fischerdorf Henningsvaer. Bei unserer Ankunft bricht in einer Lagerhalle ein Feuer aus. Das ganze Dorf liegt unter einer Rauchglocke.
Wetter: Gemäss meinen Recherchen soll es auf den Lofoten viel regnen. Der Golfstrom sei verantwortlich, dass die Temperaturen eher mild seien.
Seit unserer Ankunft auf den Lofoten hat es weder Regen noch Schnee gegeben. Die Temperaturen liegen nun aber meistens im Minusbereich. Immer bläst ein eiskalter Wind.
Wir bleiben zwei Nächte in Svolvaer.
Fischerei
Überall beobachten wir Zuchtfarmen von Lachs. Auf der Website von "Seafood Norway" ist zu lesen: " Ja, denn norwegischer Lachs wächst nicht nur in Gewässern auf, die kaum einer Umweltbelastung ausgesetzt sind, er wird zudem ständig überwacht und streng kontrolliert. Jedes Jahr werden in Norwegern 13.000 Lachse, die fertig für den Export sind, nach dem Zufallsprinzip vom zuständigen unabhängigen Staatlichen Institut für Ernährungs- und Seafood-Forschung (NIFES) kontrolliert. Dabei wurden noch nie Rückstände von unerlaubten Arzneimitteln oder anderen illegalen Fremdstoffen gefunden."
In der Deutschen Zeitung "taz" ist folgendes zu lesen: "Mit wunderschönen Bildern idyllischer Fjorde, kristallklarem Wasser und sauberer Natur wird er den VerbraucherInnen schmackhaft gemacht: norwegischer Zuchtlachs. Die Schattenseiten verschweigt solches Marketing. Ein Blick in das Innere der Lachsgehege, in denen die Tiere auf engstem Raum leben, wäre auch alles andere als verkaufsfördernd.Ein „hohes Risiko“ für Tierquälerei und mangelnden Tierschutz konstatierte das norwegische Meeresforschungsinstitut schon vor drei Jahren. Das untermauern aktuelle Zahlen des Veterinäramts: Die Zuchtlachsproduktion ist 2016 um neun Prozent gesunken, die Sterblichkeitsrate in den Netzgehegen dagegen kräftig gestiegen. 53 Millionen Tiere – 19 Prozent – erreichten die Schlachtreife nicht. Das waren sieben Millionen mehr als 2015."
Etappe 8 Svolvaer - Harstad
Nochmals ein paar Abstecher durch bizarre Landschaften. An den Strassen hat es wenig Ausstellplätze. Zudem sind die dünn gesäten öffentlichen Toiletten geschlossen. Wie bereits in einem vorgängigen Bericht erwähnt, soll der Golfstrom zum milden Klima beitragen. Unser Aussenthermometer zeigt -16 Grad an. Wie kalt wäre es hier ohne Golfstrom?
Nach 200 km erreichen wir unser Etappenziel Harstad.
Wir warten in der Nacht nochmals auf Nordlichter.
Etappe 9 Harstad - Trondheim
Nordlichter sind keine mehr zu sehen.
Zwei Tage sind wir auf dem Schiff "Nordlys" der Hurtigruten. Zuerst fahren wir durch die Inselgruppe der Lofoten und dann südwärts. Wolkenloser Himmel. Auf Deck ist es eisig kalt. Die vorüberziehende Landschaft lockt uns aber immer wieder nach draussen.
Wir lassen die Seele baumeln. Der Lachs am Frühstücksbuffet hat irgendwie einen Nachgeschmack.
Der nördliche Polarkreis wird nach Süden überfahren. Es geht heimwärts. Leise Wehmut überkommt mich.
Etappe 10 Trondheim - Oslo
Brrrrrrrrrr! Bei milden minus 16 Grad im Schatten legen wir in Trondheim an.
Der Saab erhielt vor unserer Abfahrt noch eine neue Batterie. Wir sind gespannt, ob sich die Investition gelohnt hat.
Sie hat sich gelohnt. Der Wagen springt sofort an. Auf der Fahrt Richtung Oslo sinken die Temperaturen weiter. Der tiefste Wert liegt bei minus 24 Grad. Das kurze Aussteigen um ein Bild zu schiessen ist wirklich cool.
Die Strassen sind spiegelglatt und wir sind in jeder Kurve dankbar über die Spikes. Trotzdem wären wir gespannt, ob der Saab den Elchtest bestehen würde. Leider ..... (siehe Etappe 4).
Auf allen Etappen gab es verschneite Gräber. Diese verleihen den stillen Lofoten zusätzliche Ruhe.
Etappe 11 Oslo - Göteborg - Kiel
Vom tiefverschneiten Oslo geht die Fahrt über vereiste Nebenstrassen (Örje - Bäckefors) Richtung Göteborg. 330 km legen wir zurück.
In Mölndal, einem Vorort Göteborgs, tauschen wir bei Frederik, NDF Däck&Fälg, die Spikes wieder gegen unsere Winterpneus ein. Bei Schneegestöber checken wir auf der Fähre der Stena-Line in Göteborg Richtung Kiel ein. Wir geniessen die letzte Überfahrt unserer langen Reise. In 14,5 Std. erreichen wir den Hafen von Kiel.
Etappe 12 Kiel - Bern
Die 1'000 km schaffen wir in 12 Stunden. Mir vielen Eindrücken und insgesamt 5'100 Auto km kommen wir, ohne Zwischenfälle in Bern an.
Nachtrag:
Über die genaue Reiseplanung, Kosten, fotografisches Material, Kleider etc. gebe ich auf Anfrage gerne Auskunft.